Die Füße schlotterten im Takt des ratternden Dieselmotors, der Autoschlüssel fand erst beim dritten Versuch den Weg ins Zündschloss, die Heizung brauchte noch eine ganze Weile um auf Betriebstemperatur zu kommen und die Finger waren noch arg zu kalt, um via Handy die frohe Botschaft unseres Angeltrips nach Hause zu senden. Dennoch machten wir uns überglücklich, zufrieden und mit stolzer Brust mit unserer Ausbeute wieder gen Heimat Berlin. Immerhin hatten wir 3 Meerforellen gefangen uns hart erarbeitet. Und so zählt sicherlich das vergangen Wochenende mit zu den schönsten Angeltrips, die ich je erleben durfte. 

Samstag, pünktlich um 5 Uhr klingelte der Wecker. Ich war schon gefühlt ne Stunde vorher wach und ging in Gedanken mein Tackle durch. „Hab ich auch nichts vergessen ? Rute, Rolle, Köderbox, Mütze, Schal, Handschuh, Unterhose, Socken, Socken, Socken und nochmals Socken, Tee, GoPro, GoPro-Akku’s, Selfistick und und und…“ Wie gewohnt stand ich um 6 Uhr morgens bewaffnet mit Kaffee und Metbrötchen vor Leo’s Haustür und wir waren einmal mehr bereit, die Reise an die Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns anzutreten.

Neben den „normalen“ Utensilien die man für einen Trip auf die Mefo braucht, hatte ich auch endlich meine erste Meerforellen-Kombo im Gepäck. Sowohl beim ersten als auch beim zweiten Trip an die Küste, musste ich mir eine Angelrute von Sander borgen. Danke dafür! Aber wie sagt man so schön „Haben ist besser als leihen“ und so habe ich mir in der Zwischenzeit eine eigene Kombo zugelegt. Ich war einfach angefixt vom angeln auf Meerforelle!!! Und so bin ich nun stolzer Besitzer eine Abu Garcia „Suverän Spinning“ in 3,05m Länge mit 12-38g Wurfgewicht. Komplettiert wird das ganze mit einer Shimano „Biomaster“ in der 2500er Ausführung bespult mit einer Daiwa Tournament 8 Braid mit 0,12mm Stärke.

An der Küste angekommen, machten wir uns zielstrebig auf, die ersten Spots für die vorherrschenden Wetterbedingungen anzufahren. Unser erstes Ziel führte uns direkt an die offenen Küste. Instagram und WhatsApp berichteten schon die ganze Woche über von ordentlichen Fängen. Wir waren bereit, rin die Wathosen!

Am Wasser angekommen machte sich schnell Ernüchterung breit. Der auflandige Wind lies die Wellen nur so peitschen. Wir versuchten es trotzdem aber schnell wurde uns klar, dass das Risiko eins mit dem Wasser zu werden zu groß war. Ohne große Diskussion machten wir uns schnell zum nächsten Spot auf.

Gehe immer vom Besten aus, sei jedoch stets auf das Schlechteste vorbereitet – Maximilian Hillmann

Auch der nächste Spot, welcher etwas tiefer in einer Bucht lag, war den Wetterkapriolen schutzlos ausgeliefert. Wir versuchten es dennoch, aber das weiß-schäumende Wasser wirbelte ordentlich Sand auf und liess das Wasser stark eintrüben. Hier war nix zu holen. Also hieß es wieder, Ruten in den Bus verstauen, die Wathosen in die Kniekehlen gezogen, rin in Bus und zu Plan C übergehen. Bloß keine Zeit verlieren! Nach einer kurzen Fahrt tiefer in die Bucht, fanden wir endlich einen Spot, der noch beangelbar war, vom Wind geschützt und die Kante gut zu erreichen. Und hier sollte es knallen…

Vor uns lag ein flacher, lang ins Wasser laufender Strand mit 2 kleinen Sandbänken direkt vor der Kante! Es war schon etwas abenteuerlich einen Weg direkt an die Kante zu finden, aber einmal angekommen wollte man auch nicht mehr weg.
Leo und ich entschieden uns entlang der Kante zu waten und Strecke zu machen. Und so machten wir uns auf, mit langsamen Schritt unseren Köder gen Horizont zu werfen.

Und bereits nach einige Würfen zeigte sich, hier geht was! Auf einmal rappelte es an meiner Rute. Auf gefühlt 100m Entfernung fand eine Mefo meinen Spöket zum anbeißen und los ging ein wahnsinniger Drill. In Gedanken ging ich die Mefo-Drill-Checkliste durch. Bremse einstellen, langsam drillen, langsam kurbeln, behutsam die Meerforelle gen Land befördern. Und als ich sie endlich vor meinen Füßen hatte, zeigte sich, warum es diese Checkliste gibt 😉 . Die Mefo sprang, wirbelte, drehte und fluchtete durch’s Wasser. Diese Kraft und Ausdauer sieht man selten bei einheimischen Fischen. Einfach herrlich!
Leider war da auch ein Sprung aus dem Wasser zu viel, die Meerforelle schüttelte sich den Köder ab und verschwand wieder wo sie hergekommen ist. Das nennt man wohl „Quick Catch&Release„. Ich war dennoch stolz wie Bolle und freute mich endlich den Schatz im Silbersee gefunden zu haben!

Nach dieser Watstrecke machten wir kurz Rast am Land, wärmten uns auf, freuten uns gemeinsam, um dann erneut die gleiche Strecke noch einmal abzulaufen. Und wie hätte es auch anders sein können, gefühlt an der gleichen Stelle war auch Leo’s Rute auf einmal krum. Und auf einmal wirbelte auch hier eine schöne Meerforelle durch’s Wasser. Petri!

Wir wiederholten das gleich Spiel noch ein paar mal. Ab ans Land, aufwärmen, Füße wieder spüren und los ging es. Und auch bei einer der nächsten Watstrecken konnte Leo wieder Kontakt verbuchen. Wieder hing eine Meerforelle am Haken. Innerhalb kürzester Zeit fingen wir somit 3 Meerforellen, 3!!! Was für ein Erfolg an einem für uns unbekannten Spot! Wow!!!

Der Erfolg stellte sich leider mit untergehender Sonne ein und so packten wir unsere Sachen und organisierten das nötigste für den Abend in unserer bereits bekannten Pension. Am Abend stoßen wir mit Lübzer Brauwasser und dem ein oder anderem Jägermeister auf unseren Erfolg an. Schließlich waren wir ja Jäger, Seatrout Hunter! Zufrieden und mit voller Optimismus für den kommenden Tag dimmten wir das Licht und vielen in den wohlverdienten Tiefschlaf.

Der Wecker war, wie bereits am Samstag zuvor, noch auf 5 Uhr eingestellt. Mit aufgehender Sonne machten wir uns auf, zu den Spots, die am Tag zuvor noch von viel Wind geprägt waren. Nachdem wir uns wieder in unseren Wathosen gepellt hatten und uns gen Wasser aufmachten, kam uns ein Angler entgegen, der seine Sachen ins Auto verstaute. Keine Lust ? Bereits erfolgreich ? Kein Lust ?
An der Steilküste angekommen fanden wir auch schnell die Antwort auf das für uns komische Verhalten! Noch immer war das Wasser vom Tag zuvor aufgewühlt und machte angeln zu einem schwierigen Unterfangen.

Nach kurzer Testphase entschieden wir uns auch für ein Spotwechsel. Always trust the local heros!!! Neue Erkenntnis! Darauf fuhren wir weitere Spots an, die wir uns am Tag zuvor ausgeschaut hatten, aber überall bot sich uns das gleiche Schauspiel. Das Wasser war so trüb wie Oma’s Erbseneintopf.

Zurück am altbekannten Spot versuchten wir wieder an alte Erfolge anzuknüpfen. Allerdings machte der erhöhte Wasserstand den Gang auf die zweite Sandbank unmöglich. Zumindest für mich 😉
Es war allerdings halb so schlimm, den Richard und Phil stießen – für uns zu ungewohnter frühen Zeit – aus Berlin zu uns. Und von nun an, waren wir wie die 4 Musketiere und versuchten gemeinsam der Meerforelle nachzustellen.

Das Wetter am Sonntag war mehr als bescheiden. Einen der schönsten Sonnenaufgänge folgte mit zunehmender Stunde Wolken, Wind und Regen – zweitweise sogar Schnee! Und so blieb uns nichts anderes übrig als einmal mehr, weitere Spots anzufahren.

Insgesamt beangelten wir 6-7 unterschiedliche Spot’s. Das Wetter wurde dabei von Stunde zu Stunde schlechter und nagte an der mentalen Fitness. Oftmals stand man allein im Wasser und fragte sich „Warum mach ich das, warum ?
Aber zu wissen, dass die Freunde sich genau mit den gleichen Gedanken rumschlugen, motivierte zum durchhalten. Wir gaben nicht auf und trotzten Wind, Wetter und der Kälte (zumindest versuchten wir es).
Wenn ich eins an diesem Wochenende gelernte habe, dann ist es dass Kälte verdammt weh tun kann aber auszuhalten ist! Aber auch nur, wenn man Freunde um sich herum hat, die gleiches Leid teilen. Leo, Richard, Phil, es war großartig mit euch!!!

Und so zog sich der Sonntag langsam hin bis wir endlich an dem für uns letzten Spot angekommen waren. Auch hier ging leider nichts mehr. Nach einem kurzen Resümee des Tages am Parkplatz, hiess es wieder die Heimreise gen Richtung Berlin anzutreten. Durchgefroren stiegen wir in den Bus und es dauerte drei Versuche bis der Autoschlüssel endlich den Weg ins Zündschloss fand…Aller guten Dinge sind drei!!!