Hallo liebe Leute,
länger ist es her mit dem letzten Artikel. Umzug, Rekordsommer sind die eine Ursache, eine neue Bastelleidenschaft eine andere. Ich baue zur Zeit nämlich fleißig Jerkbaits für die Hechte Rügens, aber dazu ein anderes Mal mehr.
Heute geht es um schnöde Meinungsmache und am Ende des Textes als Teaser ein Foto von meinem letzten Bodden-Hecht.
Als ernsthafter Angler kommt man nicht drumherum, sich mit Stil auseinander zu setzen. Man kann natürlich behaupten, dass Stil egal sei, aber dann hat man letzendlich auch nur klar Position bezogen. Generell scheinen sich alle einig zu sein, dass Fliegenfischen besonders ästhetisch ist. Das mag stimmen, wenn man die Technik beherrscht und nicht weiter wirft, als es Bedingungen und Können zulassen. Geht man über diese Grenzen hinaus, bleibt als nahliegender Lösungsansatz nur Kraft. Das Problem dabei ist, dass es beim Fliegenfischen unabdingbar ist, dass die Wurfbewegung konstant schneller wird, um den Höhepunkt in der Abschussposition zu finden. Je mehr Kraft ich einsetze, desto schwieriger ist es, ruckhafte Beschleunigungen zu vermeiden. Habe ich einen Ruck durch zu viel Kraft erzeugt, ergibt sich unweigerlich ein Tailing Loop und damit jede Menge Knoten im Vorfach. Ein Video dazu hier:
Beim Spinnfischen mit der Multi habe ich ein ganz ähnliches Problem: Die Wurfweite ist durch Ködergewicht und Können begrenzt. Versuche ich mit mehr Kraft eine höhere Wurfweite zu erzielen, habe ich wie beim Fliegenfischen eine ruckhafte Beschleunigung des Köders. Dieser zieht dabei kurzfristig sehr schnell Schnur von der Rolle, die sich sofort anfängt zu drehen. Ist mein Krafteinsatz zu hoch und bremse ich mit dem Daumen zu langsam, dreht sich die Spule schneller, als der Köder nach einsetzendem Luftwiderstand abziehen kann. Dadurch staut sich die Schnur auf der Rolle und erzeugt ein wundervolles Vogelnest. Näheres dazu präsentiert uns dieser geile Typ in diesem Video:
Fassen wir also zusammen: Backlash und Tailing Loop ist die gerechte Strafe, wenn man versucht, weiter zu werfen als man kann. Gerade diese Begrenzung in der Methode ist sehr reizvoll, weil man neben der vielen fischereilichen Vorteile etwas hat, woran man jedem Wurf feilen kann. So ist jede gelungene Präsentation ein Erfolgserlebnis, was einem zu einem besseren Fischer macht. Die Begrenzung der Kraft schon den Körper und zwingt einem Bescheidenheit auf.
Natürlich kann man sich diesem Zwang zur Bescheidenheit durch den Einsatz einer Stationärrolle entziehen, wenn man unbedingt auch in seiner Freizeit dem Höher-Schneller-Weiter nachgehen möchte. Aber wie schade und eindimensional ist es, wenn das fischereiliche Konzept nur darin besteht, einfach noch schneller noch mehr Wasserfläche abzusuchen und sich gleichzeitig weniger Gedanken um Wurfmechanik machen zu müssen.
Finde ich jedenfalls.
Jetzt erstmal 2 Wochen Fischpause und dann gehts wieder auf die Brackwasserhechte. Hoffentlich ist wieder so ein dicker Fisch dabei wie der hier unten vor 2 Wochen.
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