Pro zu sein in der Angelszene ist ein undankbarer Job. Mir fällt kein anderes Gebiet ein, in dem sich Amateure einreden können, genau so gut oder besser zu sein als der Pro. Sowohl im Bereich Trailrunning, Langlauf, Backcountry Snowboarding oder von mir aus Golf als irgendwie im Bereich Natur verortete Sportarten wissen die meisten Weekend-Warriors, dass die Pros etwas können, was für sie selber nicht ohne weiteres reproduzierbar ist.
Guckt man sich nun im Internet um, sieht man überall das gleiche Bild. In jedem Forum und unter jedem Youtube Video werden die Pros gedisst, was das Zeugt hält. Ich bewundere das Nervenkostüm dieser Pros, denn in Deutschland verdient man meiner Einschätzung nach als Berufsangler nicht mehr als ein Verkäufer im Mediamarkt. Falls ich mich sehr irre, schrumpft meine Bewunderung.
Johannes Dietel hat mit seinem Buch Barsch-Alarm nun ein Werk verfasst, welches mit seiner Pro-Laufbahn engstens verknüpft ist. Seine von ihm aufgebaute Community www.barsch-alarm.de heißt genauso, und als Shimano Angler hält er die Barsch-Flagge ebenfalls hoch.
Ich selber bin nicht so der Foren-Typ, irgendwie neigen Foren oft dazu, das Schlechte aus der Menschheit hervor zu kehren, finde ich. Trotzdem kam der Dietel in seinen wenigen Videos und zahlreichen Artikeln sympathisch herüber, so dass ich mir sein Buch zu Weihnachten gewünscht habe. Eine große Erwartungshaltung hatte ich nicht, sondern erhoffte mir etwas Entertainment für ein paar Stunden. Der Barsch-Alarm liefert aber weitaus mehr.
Die große Leistung dieses Buches liegt nicht daran zu erklären, wie man Barsche fängt. Vielmehr gibt das Buch eine komplette Übersicht, mit welchen Methoden des modernen und klassischen Spinnfischen man überhaupt sinnvoll Barsche fängt. Viele dieser Methoden sind aus dem amerikanischen Raum importiert, jedoch immer auf unsere Verhältnisse angepasst. Soviel war mir vorher klar, andererseits schreibt inzwischen jeder zweite deutsche Blog über das Texas-Rig, insofern ist der Informationswert hier erstmal gering.
Zu jeder Methode erklärt Johannes (ich bleibe beim Angler-Du, auch wenn wir uns nie begegnet sind) auch das anglerische zu lösende Problem dahinter und geht auf die Vor- und Nachteile der Vorgehensweise ein. Damit werden die Methoden nicht nur beschrieben, sondern in einen größeren Zusammenhang eingeordnet. Als Spinnfischer bin ich bei weitem nicht so erfahren wie als Fliegenfischer, habe jedoch trotzdem sofort nach der Lektüre des Buches Zugriff auf weitere Methoden, die nicht jeder auf dem Schirm hat, mit denen ich Barsche suchen kann.
Die Vielzahl der Methoden und die klare Beschreibung der anglerischen Ideen dahinter fügt sich mit der Beschreibung des passenden Equipments zu einem großen Konzept des modernen Spinnfischens zusammen. Man merkt, dass Johannes nicht nur viele Tricks in petto hat, sondern diese auch in der Praxis umsetzen kann. So gibt es zu jeder Methode mindestens einen auch damit gefangenen Dickbarsch, den der Autor in die Kamera hält. Diese praktische Durchdringung des Themas Spinnfischen mit einer angenehmen Schreibe in ein schlüssiges Gesamtwerk zu gießen, soll erst einmal einer nachmachen. Chapeau, Barsch-Alarm wird ein Klassiker!
Hier gibt`s das Buch zu kaufen. Über diesen Link bekommt der Johannes nochmal extra Provision von Amazon, was in diesem Fall unbedingt gerechtfertigt ist.
Und für alle, die jetzt denken, dass ich ein Dietel-Fanboy bin: Sollte ich ihn am Wasser treffen, würde ich mich darüber ärgern wie über jeden anderen Angler auch. Weniger Angler am Wasser sind immer besser. Aber treffe ich ihn in der Kneipe, gebe ich ihm ein Bier aus.
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