Vor gut 4 Monate traf sich die Sonntagsangler zum RISE Fly Fishing Festival in Berlin. Für mich war es mein erstes „Fishing Festival“ und ich war bereits vom ersten Augenblick angefixt. Als wir einen der vielen Hinterhöfe der Hackschen Märkte betraten, warten bereits eine Vielzahl von gleichgesinnten, angelverrückten und sympathischen Leuten vor der Eingangstür. Es ist schön zu sehen, wie ein Hobby wie Angeln in den letzten Jahren mehr und mehr an öffentlichen Auftritten und Interesse bekommt. Für uns hieß es daher, das typische Berliner Weg-Bier mit großen Schluck vernichten und rein ins Getümmel…

Das Festival war wirklich wunderbar von den Jungs von FLYRUS organisiert. Fairer Eintrittspreis, eine Tombola, gute Menschen und natürlich guter Whiskey!!!

Gezeigt wurden Filme, die sich – wie erwartet – sich mit dem Thema Fliegenfischen beschäftigen. Wenn man selbst glaubt, man ist schon ziemlich straight und professionell unterwegs, wurde man hier doch ein besseren belehrt. Wer mehr von den Video’s sehen will, klickt hier.
Während des Filmes habe ich mehr und mehr die Faszination Fliegenfischen kennengelernt. Zu diesem Zeitpunkt stand für mich fest … 2018 werde ich auch zum Fliegenfischer!

Glücklicherweise dauerte es nicht lange, als Sander mir anbot, sein bisher genutztes Fliegenset, speziell für Hecht, für einen schmalen Taler käuflich zu erwerben. Ich zögerte nicht lange und machte den Deal per Handschlag komplett.
Ich erhielt eine Vision Big Daddy mit zwei soliden Rollen, jeweils bespult mit einer floating als auch einer sinking Schnurr. Leo band mir sogar zum Start ein paar Fliegen. Perfekter kann ein Start in diese Angelei nicht sein. Danke Jungs!!!

Im Frühjahr ist bei uns natürlich ebenfalls Schonzeit, so dass es leider nicht gleich hiess: „Rute raus, der Spaß beginnt“.
Für mich hiess es daher, ab an einen abgelegenen See, um die ersten Würfe mit leichtem Gewicht und ohne Haken zu üben. Und dann hiess es eigentlich nur noch üben üben üben. Viele Stunden verbrachte ich so und feilte an meiner – bis dato – noch nicht vorhandenen Technik.
An den vielen kalten Abenden im Frühjahr schaute ich mir genug Videos auf Youtube an, um alles über Wurftechniken, Vorfächer und Einsteigerfehler zu lernen. Und natürlich halfen mir Sander und Leo am Wasser meine Technik in Vorbereitung auf die anstehende Hecht-Saison zu verfeinern festigen.

Und dann war es endlich soweit, Mitte April (in Brandenburg ist die Schonzeit bereits Anfang April vorbei) fuhren wir gemeinsam an einen Kanal in Brandenburg. Das Wetter war zu diesem Zeitpunkt schon besser geworden und wir haben seid langem die Sonne mal wieder gesehen und genossen.
Aber nicht nur wir genossen die Sonne, sondern auch die Fische im Kanal. Während unserer Tour entdeckten wir eine Vielzahl von Raub- und Friedfischen, welche sich im seichtem Wasser buchstäblich die Sonne auf die Schuppen scheinen ließen.
Und so kam es, wie es kommen musste. Bei einem kurzen Erkundungsrundgang entdeckte ich einen Hecht direkt am Ufer. Dieser lauerte in seichtem Wasser auf Brutfisch. Mir klopfte das Herz!
Ich rief Sander und Leo zu mir und zeigte ihnen meine Entdeckung! Mein Plan war eigentlich, dass einer der beiden mit einem gezielten Wurf der Hecht überlistete. Aber sie überließen mir den Vortritt und gaben mir in Sekundentakt konkrete Anweisung was zu machen ist… „Dichter, langsamer, noch langsamer, jetzt, gleich, er kommt, er dreht sich weg, dichter, das war nichts, dichter, zu dicht, jetzt, jetzt, jetzt ….“

Und dann war es auch soweit, nach zahlreichen Würfen und mehr oder weniger guten Versuchen stieg der Hecht endlich ein und bescherte mir meinen ersten Drill an einer Fliegenrute. Es war einfach nur GOIL!!!
Nicht nur, dass alles auf Sicht passiert ist, sondern dass ich diesen Moment auch mit Sander und Leo erleben durfte. Fliegenfischen auf Hecht, ich war von diesem Moment voll infiziert.

Final angefixt von diesem Erlebnis, gehört die Fliegenrute ab sofort mit in mein Handgepäck, wann immer es wieder gezielt auf Hecht gehen soll. Und es dauerte gar nicht so lange, da konnte schon wieder mein bisher gelerntes unter Beweis stellen.

Wir schreiben Anfang Mai und es ging zum Hechtangeln auf Rügen!!!
Ohne jetzt weitere Details unseres gemeinsames Roadtrips mit Leo vorweg zu nehmen, konnten wir ein paar Sessions mit der Fliege in seichtem Wasser vornehmen. Naja, und wer Rügen kennt der weiß, der Fisch ist da – meistens zumindest – man muss ihn zu überlisten wissen.
An diesem Wochenende war Petrus auf unserer Seite und so konnte ich noch ein paar weitere Hechte auf Fliege überlisten.

Besonders anmerken möchte an dieser Stelle, dass für mich das Oberflächenangeln im Allgemeinen und mit der Fliege im Besonderen nicht wirklich alltäglich ist bzw. war. Es war allerdings immer wieder HAMMER(!!!) zu sehen, wie kurz hinter der Fliege ein Hechtrücken ein solides V in die Wasseroberfläche zeichnete, um nur dann Sekunden später zu einem harten Einschlag in der Rute zu führen!

Ich muss an dieser Stelle ehrlicherweise auch gestehen, dass ich der Fliegenangelei nie wirklich viel Aufmerksamkeit und Bewunderung geschenkt habe und sogar eher die Versuche belächelt habe. Von aussen betrachten (und da zähle ich mich wie geschrieben auch mit dazu) kann gerne einmal der Eindruck entstehen, dass der Köder länger in der Luft ist als im Wasser ist und damit die Fangmöglichkeiten im Vergleich zum klassischen Spinnfischen deutlich geringer erscheint. Aber Übung macht den Meister und oftmals braucht man keine 50-60-70 Wurfweite.

Bedenkt man den selbst, wie und wo man selbst die meisten Fische gefangen hat, dann ist es selten weit draussen, sondern irgendwo dicht am Cover, vor Unterständen oder Kanten. Und da kommt man gut und gerne auch mit einer halbwegs soliden Wurftechnik hin. Und eins kann ich garantieren, der Einschlag und der Drill ist phänomenal, ich will es nicht mehr missen und hab immer eine Rute im Handgepäck…!!!

Und das tolle ist ja auch, es gibt ja Fliegenruten in unterschiedlichen Klassen für jeglichen Zielfisch, so dass es die nächsten Jahre sicherlich wieder was Neues in meinem Tackle-Sortiment gibt 🙂

In diesem Sinne vielen Dank an Sander und Leo für die Einführung in diese Angelei, dem vielen vielen geschenkten Tackle und der Geduld bei dem ein oder anderem misslungenem Wurf !!!

Petri,
Henry!