Wenn man mit dem Fliegenfischen auf Hecht anfängt, gibt es mehrere Schwierigkeiten, die zu bewältigen sind. Zum einen muss man das 1. das passende Gerät erwerben, manche müssen 2. noch werfen lernen, dann muss man 4. Fliegen so führen, dass Gevatter Esox zuschnappt, und danach muss man 5. den Fisch haken, damit man sich 6. zum krönenden Abschluss beim Kiemengriff blutige Finger holen darf. Um gleich jede Vorfreude auf eine 6teilige Tutorial Serie zu beenden, lassen sich alle diese Probleme sehr schnell lösen.
- Das passende Gerät: Kauft euch einfach eine Vision Big Daddy oder eine Loop Pikebooster. Schnurklasse 8 oder 9 ist egal. Die Ruten sind super und man macht damit nichts falsch. Wer andere Ruten ins Feld führt, hat auch Recht, aber eben auch offenbar nicht das Problem 1.
- Wer nicht werfen kann und keinen Buddy hat, der es zeigt, sollte einen Kurs machen. Ich habe das nicht getan. Das einzig positive daran ist, dass ich jeden Wurffehler kenne und genau erklären kann, wie man diesen abstellt. Wer nicht Wurflehrer werden möchte, macht am besten einen Kurs. Echt!
- Gibts nicht. Wer es nicht glaubt, lese nochmals die Einleitung.
- Fliegenführung: Man kann weder zu schnell, noch zu langsam einstrippen. Man kann da erstmal theoretisch nichts falsch machen.
- Der Anhieb. Jetzt wird’s schwer, denn bis hierher war es einfach. Bei mir hingen allerdings von den ersten 20 Hechten nur 1/3 richtig. Ganz gleich, was ich machte, die Biester hingen nur teilweise. Ja, auch ein Strip Strike hilft nicht weiter. Ich hatte das gleiche Problem übrigens schon mit Meerforellen vor 20 Jahren, und die Problemlösung ist die gleiche: Etwas kontraintuitiv liegt das Problem an 4. der Fliegenführung.
Wenn ich meine Fliege sehr langsam einstrippe, und ein Hecht auf die Fliege zuschießt und diese inhaliert, kann es je nach Richtung der Attacke des Hechts einige Strips dauern, bis ich überhaupt Zug bemerke. Es dauert dann immer noch 1-2 Strips, bis sich der Druck so aufbaut, dass ich den Biss klar erkenne. Nur die kooperationswilligen Hechte drehen so ab, dass man den Haken wunderbar setzen kann. Alle anderen spucken die Fliege relativ schnell aus. Und das nennt man dann Fehlbiss, obwohl die Fische doch wunderbar gebissen haben.
Die Lösung ist einfach: In langen Zügen schnell einstrippen. Es geht nicht zu schnell. Eine schnell gestrippte Fliege ist langsamer als jeder Spinnköder. Also immer schön so schnell einstrippen, wie es gerade noch bequem ist. Damit fischen wir nicht nur mehr Wasser ab, sondern haben auch im ungünstigsten Fall, wenn der Hecht genau von hinten die Fliege nimmt, beim nächsten Strip beinah Kontakt und setzen mit dem übernächsten Strip automatisch den Strip Strike. Beim Strip Strike kann man nicht zu stark ziehen. Voll reingrätschen ist genau richtig. Immer aggressiv weiter strippen, bis es nicht mehr weitergeht. Und dann erst die Rute heben.
Das Ganze ist nicht meine Erfindung, sondern beim Meerforellenfischen ein ganz alter Hut. Alle Experten, die ich kenne, wirklich ausnahmslos, strippen schnell auf Meerforelle. Und ein Mefo-Experte fängt nicht nur 50 Fische in 5 Jahren.
Seitdem ich auch auf Hecht schnell einstrippe, blieben fast alle hängen. Zum Beispiel 4 Hechte von 4 Bissen am letzten Sonntag. Ein Selfie mit schön gerupftem Zonker möchte ich euch nicht vorenthalten.
Ach ja, Problem 6. die blutigen Finger löst man durch Übung. Und die habt ihr jetzt bald!
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