In der vergangenen Woche bin ich wie die letzten Jahre auch 29 Jahre geworden und feierte dieses gewohnte Alter mit einem ganz besonderen Trip: Statt mir die Nacht in irgendwelchen großartigen Clubs um die Ohren zu schlagen, fuhr ich mit Sander für ein paar Tage nach Rügen. Natürlich lockte mich da weniger der Kreidefelsen an sich, sondern viel mehr die gut genährten Bodden-Hechte.
Nach langem Überlegen haben wir uns mit Bernd Ziesche für einen Guide entschieden, der sich ausschließlich auf das Fliegenfischen konzentrierte. Eine wahrhaft gute Entscheidung, denn wir lernten nicht nur viel über die Feinheiten des Fliegenfischens auf Hecht, sondern waren dank Bernd an den beiden Guiding-Tagen immer sehr nah an großartigen Fischen.
Am ersten Tag hatten wir wunderbare Wettereindrücke, denn der Tag startete bei 5 Grad Außentemperatur und einem Regenbogen vor dem grauen Himmel Rügens. Ein malerisches Bild, sollte der Regenbogen doch ein gutes Omen sein. Ein weniger gutes Omen war der graue Himmel, denn am ersten Tag vergeigte ich bereits eine gute Chance auf einen wirklich großen Hecht.
Ich konnte dann jedoch einige Hechte landen und Sander hatte ebenfalls Erfolg. Doch das wird er sicherlich selbst schildern. Wir probierten an diesem Tag noch einige weitere schöne Spots aus und beendeten den Tag bei beeindruckendem Sonnenuntergang.
Nach einer kurzen Nacht standen wir am nächsten Tag wieder früh auf der Matte, um wirklich große Hechte auf Fliege zu fangen. Das Fliegenfischen auf Hecht hat für mich einen ganz besonderen Reiz, hat man doch mit der Fliegenrute einen so direkten Kontakt wie mit keiner anderen Angelmethode.
Gleichzeitig verleibt sich das Binden von erfolgreichen Hechtmustern die ein oder andere Feierabendstunde ein, sodass man schon lange vor dem Trip in die richtige Laune kommt. Ein absoluter Gewinn, wenn man einen recht stressigen Job hat. Doch genug Philosophie… denn es gibt ja einen dicken Fisch zu bewundern. Vorerst einen, denn in Sanders Bericht wird es möglicherweise auch einen geben 😉
Am zweiten Tag standen wir an einem Hot Spot und ich hatte offensichtlich den besseren Start in den Tag: Sander vergaß seinen Flexi Stripper im Auto und hatte das großartige Vergnügen, bei 4 Grad Wassertemperatur mit einer recht schnell sinkenden Intermediate zu fischen. Kein Spaß und ich bewundere, dass er die Fassung bewahrte.
Ich verlor zwischenzeitlich die Fassung, denn gegen 9:30 stieg bei mir ein wahrer Bodden-Alligator ein: Ich ließ die 9er Intermediate langsam über der Kante vor mir absinken und besann mich auf die Tipps von Bernd: Bei kühlerem Wasser langsamer und mit ungleichmäßigen Zügen einstrippen. Das tat ich und ca. 3-4 Meter vor mir zuckte es zaghaft an der Schnur. Grund genug für mich, einen ordentlichen Strip Strike zu setzen und Millisekunden später die geballte Power des schlecht gelaunten Biests am anderen Ende der Leine zu spüren.
Sofort zog mir der Hecht 7-8 Meter Schnur aus der Hand und war – im Gegensatz zu mir und meinem Puls – recht wenig beeindruckt. Dieses Spiel wiederholte sich einige Male und ich war zwischenzeitlich nah am Herzpieps. Eine Schrecksekunde lang durchzuckte mich der Gedanke an den Tag vorher, wo ich ein ähnliches Kaliber bereits nach wenigen Sekunden verlor. Doch der Regenbogen sollte sich als gutes Omen erweisen, denn langsam aber sicher konnte ich das Tier bändigen und im ersten Versuch mit Kiemendeckelgriff sicher landen.
Ich konnte mit diesem Fisch einen großen anglerischen Traum erfüllen und habe endlich die Metermarke geknackt. Ich habe mich über sehr wenige Fische so sehr gefreut wie über diesen wunderbaren 1,03 Meter Hecht, der dann auch noch die Güte hatte, auf mein selbst gebundenes Muster – den Mad Herring – einzusteigen.
So ein toller Fisch durfte nach der Foto-Session dann natürlich wieder schwimmen und sorgt hoffentlich in den kommenden Jahren für großartigen Nachwuchs an Bodden-Hechten.
An den beiden Tagen ohne Bernd fingen Sander und ich deutlich weniger, dennoch waren auch diese beiden Tage absolut einmalig: Um bei 0 Grad und Schnee von der Seite mit dickem Grinsen im Gesicht den Streamer in den Wind zu keulen, muss man etwas bescheuert sein und einen dicken Fisch im Rücken haben. Glücklicherweise hatten wir beides und konnten das Schneidern an diesem Tag gelassen hinnehmen.
Am Tag unser Abreise bewiesen Sander und ich dann noch mal unser Scouting-Geschick und konnten die Hechte immerhin finden: In 3 Stunden bekamen wir noch 4 Hechte ans Band. Für uns ein gelungener Auftakt in die Hechtfischerei auf Rügen und das Fazit von uns beiden lautete einhellig: Rügen sieht uns definitiv wieder!
Elrond
Auf jeden Fall erstmal (und wie üblich leider verspätet): Alles Gute nachträglich, lieber Leo, zum 29.!!!
… und ferner: herzlichen Glückwunsch zum Meter-Reptil!!!
Freue mich schon sehr auf das Weihnachts-Date – man trinkt in meinem Alter ja selten genug ein Bierchen mit jemandem unter 30. Zum Glück wird Sander den Altersdurchschnitt dann ja aber wieder gerade rücken… 😉
Also: Bis dannemann; und eine schöne Vor-Weihnachts-Zeit für Euch alle!!!
L.I.