Nachdem sich gefühlt halb Berlin und ganz Brandenburg zur kollektiven Druckbetankung am Herrentag verabredet hatte, haben Henry und ich mal einen besseren Plan gemacht: Wir eröffnen die Belly Boat Saison! Auf dem Papier erstmal ein abgefahrener Plan, wollten wir doch 2 Seen machen… ein ordentliches Programm für den ersten Tag auf dem Wasser. Auf dem Papier war auch die Weckzeit von 5:00 Uhr noch in Ordung. Aber wie sagt man so schön: Papier ist geduldig! Und so quälte ich mich morgens in aller Herrgottsfrühe aus dem Bett, während meine Nachbarn so langsam vom feiern zurück kamen. Der erste Kaffee half Wunder und so konnte ich vor der Haustür erstmal Henrys neuen Bully begutachten. Ein unkaputtbares Schlachtschiff, das geradezu nach einem Angeleinsatz schrie.
Wir probierten zum Start einen See aus, an dem wir vorher noch nicht waren und bisher nur Schlechtes über die Freundlichkeit der Locals gehört und gelesen haben. Durchgetrennte Karpfenschnüre, eingeschlagene Autofenster und vieles mehr… aber davon ließen wir uns nicht abschrecken. Kurz nach 7 waren wir dann endlich einsatzbereit auf dem Wasser und machten die ersten Würfe vom Belly aus. Sofort war mir wieder bewusst, wieso es manchmal einfach geil ist, so früh aufzustehen: Der See lag recht klar vor uns und bis auf einige vereinzelte Köderfischangler hatten wir unsere Ruhe. Ich nutzte die Ruhe, um gleich mal mit dem ersten Hecht in Führung zu gehen:
Irgendwie scheint mir dieses Jahr der Segen (oder Fluch) des frühen Entschneiderns in den Schoß gelegt geworden zu sein, denn der erste Fisch ließ nicht länger als eine Stunde auf sich warten. Und dann ging es in den nächsten 1,5 Stunden recht fix für mich: Ich sicherte mir Hecht 2 und ging damit deutlich in Führung. Nicht unbedingt dazu geeignet, die Laune von Henry auf ein Rekordmaß zu steigern, war er doch mit seiner neuen Baitcaster unterwegs. Und ehrlicherweise gönnte ich ihm auch einen Fisch damit, denn ich kenne das Gefühl, mit neuem Equipment am Wasser zu sein. Und daher wollte ich die Gelegenheit nutzen und ihm die Bucht, in der es vorab schon gescheppert hatte, überlassen. Eine generöse Ausrede dafür, dass das erste Bier doch so langsam raus wollte… ich suchte mir eine seichte Stelle und steuerte sie mit meinem Belly an. Natürlich nicht ohne ein paar Würfe entlang der Schilfkante zu machen. Und wie das Glück es wollte, steig dann Hecht Nr. 3 ein.
Alle 3 Hechte stiegen auf einen neuen Crank ein und so bot ich Henry einen davon an. Ich erfuhr dann recht deutlich, dass „es ja auch mit den Jerks klappen muss“. Und ab da wendete sich das Blatt: Satte 3 Würfe später stieg der schönste Hecht des Tages auf Henrys Jerk ein und sorgte damit für den ersten Hecht an der Baitcaster. Ein tolles Tier und wieder einmal hatte Henry irgendwie die Fischgröße auf seiner Seite. Knappe 70 cm sollte Mrs. Esox messen…
Und damit wendete sich das Blatt: Nachdem ich komfortabel 3:0 vorne lag, wurde ich wahrscheinlich träge. Anders ist es zumindest nicht zu erklären, dass Herny in den nächsten 60-70 Minuten auf 3:3 ausglich.
Und nach diesem furiosen Vormittag wuchs mein Hunger. Ein ungünstiger Augenblick, denn parallel zum Hunger nimmt auch immer meine schlechte Laune zu. Ich überredete Henry zum Seewechsel und dem damit geplanten Grillen. Ich muss sagen, es ist einfach sehr entspannt, sich mit dem Bully an den See stellen zu können, einige Fische auf der Uhr zu haben und Würsten auf dem Grill brutzeln zu lassen. Die nächsten 2 Stunden war Mittagspause und wir erholten uns von der frühen Morgensession.
Gegen halb drei war dann See Nr. 2 an der Reihe und wir waren nach diesem abgefahrenen Start doch recht zuversichtlich, dass noch etwas ging. Wie es dann immer so ist, wird es genau dann zäh. Ich warf ungenau, tüdelte meinen Crank in die Hauptschnur und verlor ihn schlussendlich komplett an irgendein Hindernis unter Wasser. Ein kleiner Dämpfer in meiner Begeisterung, aber ich wechselte dann auf einen der bekannten Keitech Shads. Es stand Unentschieden und es schien später am Tag deutlich schwieriger, an die Fische zu kommen. Und daher war ich sehr happy, als ich einen ordentlich Ruck in der Rute spürte. Ich tippte auf einen 50+ Hecht und war dementsprechend gelassen, dach was zur Oberfläche kam, war etwas ganz anderes:
Ich war so aufgeregt, als dieser Monsterbarsch hoch kam, dass ich mit der GoPro meine Probleme hatte und nur einige Shots von der Seite hatte. Vor dem genauen Messen machte der barsch einen Satz von der Belly-Matte und verschwand wieder gen Gewässergrund. Aber deutlich über 35 Zentimeter wird der Gute schon gehabt haben. Ein sehr schöner Fisch, liegt mein Barsch-PB doch bisher bei gemessenen 38 cm.
Die Hechte ließen sich am zweiten See sehr bitten und es wurde gegen Nachmittag ruhiger. In der letzten Bucht sahen wir dann einen großen Fisch rauben und dachten sofort: Jetzt ist Kollege Esox fällig. Ich konnte die roten Kiemen kurz sehen und schätzte auf einen guten Hecht Ende 50. Henry war näher dran, also feuerte er seinen Jerk in Richtung raubenden Fisch und tatsächlich im ersten Wurf blieb das Biest hängen: Ein Monsterbarsch von 43 Zentimetern!
Herzlichen Glückwunsch zur neuen Barsch-PB, Henry!
Eigentlich musste dafür einen ausgeben 😉
Insgesamt war der erste Belly-Boat-Tag ein voller Erfolg: 6 Hechte zwischen 50 – 70 cm, 2 Barsch zwischen 35 – 43 cm und einige Bisse. Mehr kann man nicht erwarten.
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