Wie werde ich ein erfolgreicher Angler? Keine leicht zu beantwortende Frage, denn konstant erfolgreich zu angeln ist harte Arbeit. Viele Sessions scheinen dem einfachen Prinzip zu folgen: Manchmal erlebt man Sternstunden, manchmal schneidert man. Doch ist das wirklich so? Wie Du deine Angelerfolge nachhaltig verbessern könnt, erkläre ich dir in 4 einfachen Schritten in diesem Artikel.
Nach dieser Buzzfeed-tauglichen Einleitung, die dich natürlich zum Klicken auf “Weiterlesen” animiert hat, möchte ich dir die Kompetenzstufenentwicklung erklären und zeigen, was der Dunning Kruger Effekt mit Angelerfolgen zu tun hat.
Du hast sicherlich schon mal von den 4 Stufen der Kompetenzentwicklung gehört, falls nicht wird das Thema hier vertieft. Das Konzept beschreibt die Entwicklung vom unfähigen zum erfolgreichen Individuum. Wenn man es auf unser Hobby überträgt, geht also um die Entwicklung vom tapferen Schneiderlein zum glücklichen Fänger.
Generell gibt es die folgenden Stufen in der Kompetenzentwicklung:
- Stufe 1: Unbewusste Inkompetenz
Konkret: Ich weiß nicht, dass ich etwas falsch mache - Stufe 2: Bewusste Inkompetenz
Konkret: Ich weiß, dass ich etwas falsch mache - Stufe 3: Bewusste Kompetenz
Konkret: Ich mache etwas richtig, muss mich aber darauf konzentrieren - Stufe 4: Unbewusste Kompetenz
Konkret: Ich handle instinktiv richtig
Soweit der Einstieg in die groben psychologischen Rahmenbedingungen. Doch jetzt kommen wir mal dazu, was das konkret für den Angelerfolg bedeutet.
Stufe 1: Unbewusste Inkompetenz
Gerade Neueinsteiger – aber auch einige alte Hasen – verweilen gerne lange auf dieser Stufe. Wenn es beim Angeln mal nicht läuft, dann hat man eben Pech gehabt. Es lag an allem, aber nicht am Angler selbst… oder wie mein Großvater gerne sagte: „Wenn der Bauer nicht schwimmen kann, ist die Badebuxe schuld“. Viele Angler erkennen nicht, dass es an elementaren Fehlern liegt, wieso sie nichts fangen.
Bei mir war das beim Berliner Barschangeln zum Beispiel das Fischen mit viel zu großen Ködern auf die kleinen Berliner Barsche nach dem Motto „So kann dann auch mal ein Zander hängen bleiben.“ Theoretisch noch verzeihbar, praktisch aber kompletter Schwachsinn.
Bei vielen Anglern macht sich daher aufgrund fehlender Reflexionsbereitschaft dann das breit, was populärwissenschaftlich als Dunning-Kruger-Effekt bezeichnet wird.
Wie erkenne ich, dass ich anglerisch auf dieser Stufe bin?
- Du gehst davon aus, dass dein Angelerfolg allein von Glück geprägt ist
- Du denkst, dass besser fangende Angler mehr Glück haben
- Du greifst Köder aus deiner Box, weil du sie schön findest
- Du fängst schlecht
Was kann ich tun, um da raus zu kommen?
- Gehe mit mehreren Leuten los, dann siehst du schneller, dass der Fehler bei dir liegt
- Gestehe dir ein, dass der Fehler bei dir liegt (ja, er liegt meistens bei dir!)
- Beschäftige dich mit deinem Zielfisch
- Wo lebt er bevorzugt in welcher Jahreszeit?
- Wann frisst er in welcher Jahreszeit?
- Was frisst er bevorzugt?
- Zu welcher Tageszeit frisst er bevorzugt?
Stufe 2: Bewusste Inkompetenz
In dieser Stufe versteht der Angler, dass er irgendetwas grundsätzlich falsch macht und aufgrund von persönlichem Unvermögen weniger Fische fängt als andere Angler zur gleichen Zeit.
Bei mir half eine ausführliche Lektüre der Experten-Threads auf barsch-alarm.de, um zu verstehen, das mittelgroße Köder für Berliner Spree-Barsche eine ebenso mittelmäßige Idee sind, wenn man Barsche fangen möchte. Und das wollte ich, denn ohne Barsche ist es einfach nur ein Spreespaziergang.
Wie erkenne ich, dass ich anglerisch auf dieser Stufe bin?
- Du stellst fest, dass besser fangende Angler wiederholbar „Glück“ haben
- Du gestehst dir ein, dass Du beim Angeln auf dein Zielfisch noch viel lernen musst
- Du hast eine erste Idee, woran deine schlechten Fangerfolge liegen (Nein, es ist nicht Glück!)
Was kann ich tun, um die nächste Stufe zu erreichen?
- Formuliere konkrete Theorien woran Erfolg & Misserfolg gelegen haben können (z.b. „Ich habe zu tief gefischt, da die Fische an der Oberfläche raubten“)
- Leite daraus konkrete Angelkonzepte ab (z.b. „Ich fische mit flachlaufenden Wobblern in Beutefischgröße, wenn die Fische an der Oberfläche rauben.“)
- Setze diese Konzepte nacheinander bei den nächsten Sessions um
- Achte darauf, welche Theorien funktionieren und passe dein Angeln daran an
Stufe 3: Bewusste Kompetenz
In dieser Phase habe ich bereits einige Theorien ausgetestet und habe einige konkrete Ansätze, wie ich zum Fangerfolg kommen kann. Ich komme als Angler langsam in die Phase, wo ich „gefährlich“ werde.
Für das Angeln auf Berlin-Barsche bedeutet das für mich konkret, dass ich mir vor einer Session Gedanken mache, welche Köder heute fangen werden. So rechne ich mir beispielsweise mit flachlaufenden Cranks oder Poppern gerade im Sommer bessere Erfolge aus, weil die Fische wahrscheinlich auch an der Oberfläche rauben.
Wie erkenne ich, dass ich anglerisch auf dieser Stufe bin?
- Du gehst mit an die Sitation angepassten Köder- & Angelkonzepten ans Wasser
- Du setzt dein Wissen über deinen Zielfisch ein, um deine erfolgreichen Konzepte weiter zu verfeinern
- Du musst dir vor der Session überlegen, welche Köder wie fischen werden
- Du nutzt dein sehr gutes Verständnis deiner Angelspots
Was kann ich tun, um die nächste Stufe zu erreichen?
- Setze auf erfolgreich getestete Konzepte
- Verfeinere deine erfolgreichen Konzepte, sodass du diese immer weiter verbesserst
- Verschaffe dir ein blindes Verständnis über deine Angelspots
Stufe 4: Unbewusste Kompetenz
In dieser Phase ist man einfach im Flow: Jeder kennt diese Momente, in denen man instinktiv die richtigen Köder greift und auf die richtige Art am richtigen Ort platziert. Der Biss lässt dann meistens nicht lange auf sich warten.
Beim Barschangeln habe ich diese Stufe bisher leider nur in sehr wenigen Situationen erreicht, aber ich habe das bei vielen Angelfreunden an ihren Heimatgewässern erleben können: Auf dem Bodden fischten zum Beispiel Richie & Sander identische Köder mit identischer Präsentation. Doch Richie fing mehr Fische.
Ursache ist dann oft, dass viele kleine Details so automatisiert sind und so in Fleisch und Blut übergegangen sind, dass sie für dich selbstverständlich sind und keiner Erklärung bedürfen. Diese Details machen dann oft den Unterschied.
Wie erkenne ich, dass ich anglerisch auf dieser Stufe bin?
- Du fängst an deinen Heimatgewässern konstant besser als andere
- Unter schwierigen Bedingungen hast du oft die Nase vorn beim Fangerfolg
- Du musst dir Details deines Fangerfolgs bewusst vor Augen führen, um es anderen Anglern zu erklären
Was kann ich tun, um auf dieser Stufe zu bleiben
- Hör. Nicht. Auf. Zu. Angeln.
Wirklich… hör nicht auf zu angeln. Mein Großvater wiederholte nicht umsonst das Sprichwort: „Wiederholungen sind die Hammerschläge des Geistes“ (Das ist übrigens die bessere Version von „Übung macht den Meister“). Du kennst es wahrscheinlich auch, wenn Du lange nicht am Wasser warst. Würfe sitzen nicht mehr wie früher, Knoten sind auch nicht mehr das was sie mal waren… Glückwunsch, du bist zurück auf Stufe 3.
Und wenn du meinst, du hast Stufe 4 erreicht und dir wird langweilig, dann mache doch einfach folgendes:
- Halte Ausschau nach Anglern, die besser sind als Du und lerne von ihnen
- Angle auf andere Spezies, die sich ähnlich verhalten, um mehr verfügbare Konzepte zu haben
Aufgrund der Vielfältigkeit unseres Hobbies ist das Erreichen von Stufe 4 nur in einzelnen schmalen Disziplinen möglich. Das kann genauso beruhigend wie frustrierend sein.
Zugegeben insgesamt ein sehr theoretischer Ansatz, aber wenn du das dauerhaft anwendest, wirst du nach und nach ein besserer Angler.
Zusammengefasst – oder internettauglich formuliert – tl;dr: Um als Angler kontinuierlich besser zu werden, reicht viel angeln allein nicht aus. Nur das kontinuierliche Hinterfragen der eigenen (Miss-)Erfolge hilft dabei, aus dem Anglerdurchschnitt auszubrechen und mit klaren, auf die Situation angepassten Angelkonzepten konstant besser zu fangen.
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