Ich kann mich erinnern,  in den 90ern eine dänische Angelzeitung gelesen zu haben, in der der Fang einer Meerforelle auf Trockenfliege beschrieben wurde. Damals war der Fang einer Meerforelle auf Blinker für mich noch sehr selten, von regelmäßigen Fängen auf die Fliege einmal ganz zu schweigen. Ich war von dem Artikel tief beeindruckt und habe den silberbärtigen Autoren für einen halben Übermenschen gehalten. Dabei ist es eigentlich ganz einfach, wenn die Grundvorraussetzungen stimmen:

 

Man benötigt ruhiges Wasser und viele Fische. Dies durfte ich schon häufiger erleben und letzten Samstag war es mal wieder so weit. Jesper, Leo und ich hatten nach einer Stunde jeder Meerforellen auf Sicht gefangen und innerhalb 3 Stunden hatten sowohl Jesper als auch ich jeder bald das halbe Dutzend voll. Meine Küstentage sind inzwischen selten, und da darf man seine Chancen nutzen.

Jesper als Local hat schon sehr viel mehr Meerforellen gefangen als ich und hat sicher mehr als 1.000 Fänge in seiner Statistik (genau bekommt man es nicht aus ihm heraus). Und wahrscheinlich deswegen hatte Jesper „zufällig“ seine 5er dabei. Wenn die Fischerei zu einfach wird, macht es ihm eine kindische Freude, ein paar Fische an leichtem Gerät zu fangen. Und genau so ein Tag war Samstag. Ich weiß, meine treue Küstenfischer-Geeinde, dass will keiner hören, aber Jesper verschwand um die Ecke der Steilküste und kam strahlend 2 Stunden später um die Ecke.

Er hatte 2 Meerforellen gefunden, die sich einigermaßen steady an der Oberfläche zeigten und die übliche Küstenfliegen verweigerten. In seiner Verzweifelung, jedenfalls so verzweifelt man mit 5 Forellen im Rücken sein kann, band er eine Rackelhanen an und es kam wie es kommen musste: Beide Fische gingen drauf, eine blieb hängen, und damit war die erste Trockenforelle an der Küste für Jesper ein Faktum. Es wurde gebührend abgeklatscht und beglückwünscht.

Nun muss man wissen, dass Jesper besonders weiß, was gut für mich ist. Er bot mir nicht nur die 5er an, er zwang mich geradezu, seine Rute zu leihen. Mein Glaube war ehrlich gesagt nicht groß, aber ich tat ihm den Gefallen.

Und dann ging alles zu einfach: Nach einem Spaziergang von hundert Metern an der Küste entlang zeigte sich ein Fisch 45 Meter weit draußen. Und zwar genau dort, wo man auf einer Sandbank problemlos 30 heraus waten konnte. Das tat ich und warf die Trockenfliege in die Weiten des Meeres. Und 5 Würfe später rollte eine Meerforelle über die Rackelhanen. Aus lauter Verblüffung wartete ich lange genug mit dem Anhieb und wenig später hielt ich eine 50cm Forelle in den Händen.

Jespers Glaube war größer als meiner, denn er hatte die Kamera parat und machte die Fotos dieses Beitrags.

Das größte Learning für mich: Um Meerforellen auf die Trockenfliege zu fangen, benötigt man einen guten Tag, eine 5er Rute, einen echten Freund und etwas Glück. Und man muss alt genug sein, damit man weiß, dass nach 5 Fischen die nächsten 5 Forellen den Tag nicht besser machen. Man braucht diese Einsicht, um seine Chance zu nutzen. Und dann ist es manchmal ganz einfach.

Drill Action