„Am Wochenende habe ich es geschafft: In nur zwei Tagen bin ich mit dieser neuen Trainingsmethode zu meinem Sixpack gekommen! Auch du kannst es schaffen!“, so in etwa würde der 50-jährige Shopping-Kanal-Moderator mit Cord-Sacko und graumellierter Popelbremse veruschen, die vierunddreißigste Version des gleichen Eiweiß-Pulvers an den interessierten Soon-To-Be-Sportler auf der Couch zu bringen. Ich besitze weder Cord-Sacko noch graumellierte Popelbremse und habe diesen Satz gestern trotzdem voller Stolz sagen können. Sander und ich waren in Dänemark und sind mit der Lappland-Crew an der Küste gewesen, um den Meerforellen ein paar persönliche Grüße zu überbringen.
Am ersten Spot habe ich mich dank Jespers Tipp – Daumen hoch dafür – an einen ausgezeichneten Platz stellen dürfen: Ein kleines Riff ragte in die Ostsee hinaus, mit Tang überwucherte Steine boten viel Nahrung für unseren begehrten Zielfisch und tiefere Zonen waren nicht weit weg. Zu erwähnen ist allerdings auch, dass der Spot für das Fliegenfischen sehr dankbar war, sicherte mir die Steilküste im Hintergrund doch einen guten Rückwurf. Gleichzeitig waren die Bedingungen so, dass die ersten 50 Meter der Ostsee spiegelglatt waren. Ein großartiges Bild, das ich mittlerweile lieben gelernt habe.
Vorsichtig und mit der Grazie einer frisch geborenen Giraffe watete ich einige Meter an der Seite des Riffs hinaus und parkte mich an der vielversprechenden Stelle. Ich machte die ersten 2-3 Würfe und war komplett begeistert, denn die Würfe gingen mit Doppelzug gut und zügig durch. Und dann passierte es schon: Ungefähr acht Meter rechts vor mir sah ich einen kleinen Schwall und wusste sofort: „Das muss ein Fisch sein!“. Mit vor Adrenalin wackelnden Knien strippte ich schnell ein und legte den schwarzen Zonker ca. 1 Meter hinter dem Ort des Schwalls ab. Nach den ersten 2 Strips hatte ich das Gefühl, ich habe ein Unterseekabel perforiert, zuckte der Biss auf die Distanz doch knallhart durch. Mit einem großen Schwall hatte die Meerforelle den Zonker inhaliert, zum umgekehrt proportionalen Vergnügen für mich. Ich drillte sie vorsichtig aus (Ja, Sander: Diesmal mit den Knien zusammen), freute mich kurz an dem Bild der gut 45 cm großen Schönheit und ließ sie dann wieder frei. So entscheiderte ich also auf meiner Meerforellentour innerhalb der ersten 10 Würfe und das fröhliche „Good Job“ meines persönlichen MeFo-Gurus Jesper sorgte für einen geraden Rücken und ein breites Grinsen… und einen Doppel-Snus.
Und es ging fröhlich weiter… in der nächsten Stunde legten Sander & Jesper nach und zogen deutlich davon. Irgendwann waren wir kurzzeitig fischsatt und unser Hunger machte sich breit. Daher schnell aus dem auf Dauer doch recht frischen Wasser und einige Stullen verputzt. Das war zumindest der Plan, denn nach 2 Bissen in meine Stulle zeigte sich der Rücken eines großartigen Fischs nur wenige Meter vom Ufer entfernt. „Fisch!“ konstatierten Sander & ich mit nahezu wissenschaftlicher Genauigkeit gleichzeitig, doch ich hatte meine Stulle schon auf dem Stein neben mir abgelegt, die großartige Vision GTFour von Jesper – danke für die kurzzeitige Leihgabe – geschnappt und pirschte mich gebückt in Richtung Wasser. Nach dem ersten Fisch auf Sicht war ich zuversichtlich und arbeitete das Wasser ab, doch ohne Erfolg. Nachdem das erste Adrenalin wieder verflogen war, stellte sich der Arbeitsmodus ein und ich arbeitete den gesamten Bereich mit guten Würfen ab. Und dann kam sie: Zuerst als Schatten und dann klar erkennbar schoss das Biest wieder mal auf den armen Zonker zu und ich konnte sehe, wie sie 2-3 Meter folgte, bevor sie mit aufgerissenem Maul dem Zonker ein Ende bereiten wollte. Aber weit gefehlt, Madame! Der Biss zuckte wieder durch bis ins Handgelenk und Drill und Abhaken waren dank Adrenalinrausch ein Ereignis außerhalb des Raum-Zeit-Kontinuums. Das Adrenalin hielt eine Weile und so verhaftete ich kurz danach auch noch eine weitere Meerforelle wegen zu dichtem Auffahren aufs Riff.
Der Nachmittag blieb hektisch und Sander & Jesper verhafteten einige weitere Fische, während ich mit vielen Würfen weiter meine Wurfkünste an der Küste ausbaute… soll heißen, bei mir wurde es kurzzeitig etwas ruhiger. Gegen Abend zog dann unangenehmer Wind von rechts auf, der mir normale Casts nahezu unmöglich machte. Im vergangenen Jahr hätte ich da noch gefrustet meine Sachen gepackt und mich mit einem Doppel-Snus an den Strand gesetzt. Diese Jahr arbeitete ich mich da durch und castete einfach rückwärts… „einfach“. Die Wurfweite wurde kürzer, doch ich freute mich umso mehr als ich noch 2 schöne Fische verhaften konnte, bevor wir zu unserer Hütte fuhren. Dort gab es Snus – denn Snus ist das beste Gemüs. Und Hot Dogs. Und Bier und Schnaps… und frühen Schlaf.
Am nächsten Tag frischte der Wind noch mehr auf, sodass wir an eine andere Stelle fuhren. Hier war die erste Stunde recht hart, allerdings konnte ich auch hier eine wunderschöne Forelle zu einer Unterhaltung mit meinem neuen Kumpel, dem Zonker, überreden. Sander lieferte auch ordentlich ab, aber das wird er euch selbst erzählen. Für mich waren es zwei großartige Tage an der Küste, die sehr erfolgreich waren. Danke an alle, die dabei waren!
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