Den richtigen Zeitpunkt zum Angeln auf jagende Raubfische zu finden, ist manchmal wichtiger (und schwieriger) als die verwendeten Köder. Wer zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist, fängt mehr. Zumindest in der Theorie. Wann und an welchen Stellen das große Jagen von Hecht, Barsch & Co. einsetzt, hatte ich in den letzten Wochen in einem Selbstversuch getestet.
Zur Zeit befinde ich mich in der glücklichen Lage, zwischen zwei Jobwechsel eine Auszeit nehmen zu können. In dieser Zeit versuche ich, wann es immer es geht mich den schönsten und enspanntesten Hobby der Welt zu widmen – dem Angeln!
In den vergangenen Wochen hat es mich so immer wieder an einen See vor den Toren von Berlin gezogen. Der See ist mit einer Größe von knapp 30 Hektar ideal, um ihn mit dem Bellyboat zu beangeln.
Bereits in der Vergangenheit konnten wir schon dort viele schöne Raubfische fangen. Zielfisch war dabei – wie so oft – immer wieder der Hecht. Aber zu unserem erstaunen fingen wir auch immer wieder große Barsche mit einer ordentlichen Durchschnittsgröße von 30+ cm. Ich konnte hier sogar vor ein paar Jahren meinen Barsch PB von 43 cm verbuchen. Dies wollte ich nun zum Anlass nehmen, einmal gezielt auf die gestreiften Punks zu angeln.
Mein Plan sah dabei immer wieder wie folgt aus. Anreise zum späten Nachmittag / frühen Abend, Belly Boat aufbauen und in den Abend hinein angeln (19-22 Uhr). Die Nacht wird im Bully geschlafen, um dann mit den ersten Sonnenstrahlen wieder auf dem Wasser zu sein und in den Tag hinein zu angeln (6-9 Uhr).
Dieses Spiel konnte ich über mehrere Wochen mehrmals wiederholen. Leo war sogar einmal mit dabei!
Dass Fische, ähnlich wie Menschen, einen Biorythmus über die Jahre entwickeln ist dabei bekannt. Wie sich allerdings der Biorythmus und demnach also auch das Fress- und Beißverhalten der Fische für diesen bestimmten See entwickelt hat, galt es dabei heraus zu finden.
Zugegeben, ich habe nun nicht die Luftdruckverhältnisse der voran gegangenen Tage protokolliert, ebenso wenig wurden die unterschiedlichen Mondphasen festgehalten. Sicherlich sind diese Indikatoren für den einen oder anderen wichtig. Aber sind wir doch einmal ehrlich – ist dies wirklich „soooooo“ von Bedeutung, dass wir die Angelrute zu Hause lassen und uns deswegen NICHT für’s angeln entscheiden, obwohl wir die Zeit eigentlich hätten ? Für mich zumindest nicht!!!
Die vorherrschenden Wetterbedingungen waren bei allen „Ansitzen“ immer ähnlich. Die Temperaturen pendelten tagsüber zwischen 23 bis 28 Grad Celsius, blauer Himmel und nur mäßiger bis gar kein Wind. Die Nacht war angenehm warm (wir konnten sogar mit geöffneter Heckklappe schlafen – also fast unterm Sternenhimmel). Der Morgen danach startete ebenso wolkenfrei und bereits frühzeitig kletterten die Temperaturen über die 20 Grad Marke.
Welche Beobachtungen konnte ich nun machen ?
Nun, der mäßige Wind erlaubte es mir mich mit dem Belly Boat relativ zügig über die gesamte Wasserfläche zu bewegen. Ich fischte dabei öfters immer die gleiche Runde – egal ob am Abend oder früh am Morgen!!!
Ich startete dabei immer an einer Kante in Schilfnähe (von 6m auf 3m), fischte anschließend über einen größeren flachen Bereich (max. 3m ) um dann in der Mitte des See’s zu einem Barschberg zu paddeln, wo es von 8m auf 2m ging. Ich verbrachte dabei nicht länger als 20 Minuten pro Spots. Diese Tour konnte ich so 3-4 pro Session befischen.
Als Köder verwendete ich dabei einen goldfarbigen Spinner (welchen ich schon seit meiner Jugend besaß), ein Wurm-/Krebsimitat an einem skirted Jighead als auch einen selbst gebundenen Streamer am Jighead von Leo! Barschkiller eben!
Ich konnte sowohl am Abend, als auch am Morgen Hecht und Barsch fangen! Dies war schon einmal ein gutes Zeichen!
Allerdings musste ich feststellen – oder anders gesagt – die Bilanz der Touren zeigte, dass ich doch häufiger Fisch in den Morgenstunden fangen konnte als am Abend. Manchmal konnte ich nur einen Barsch am Abend, dafür allerdings dann mehrere Barsche und Hechte am nächsten Morgen fangen.
Das Beißfenster war ebenso interessant. Bei allen Touren fing ich die Fische zwischen 6 und 7.30 Uhr morgens. Danach war nichts mehr zu machen. Öfters war die letzte Runde über den See eine Schneiderrunde. Dies mag gerne an der zu dieser Zeit schon hoch stehenden Sonne gelegen haben. Die Fische haben sich wohl wieder in ihr Versteck zurück gezogen, um den Tag im Schatten der Sonne zu überstehen.
Ebenso interessant war auch, dass man sowohl am Abend als auch am Morgen die Futterfische sehr gut beobachten konnte. Wenn das Wasser sehr ruhig ist und man sich 5 Minuten Zeit nimmt um den See einmal komplett zu überblicken, dann sieht man schon recht deutlich wo die Futterfische sich aufhalten. Und so war es keine große Überraschung, dass sich viele – wirklich viele – Ringe von Rotaugen, Rotfedern und kleinen Barschen an den bekannten Stellen abzeichneten. Vorm Schilf, in und vor den Flachwasserbereichen, als auch vor und auf dem „Barschplateau“. Die Biomasse in dem See war enorm!
Was nehme ich nun also mit aus diesen Touren ?
Nun, wie bereits erwähnt galt es heraus zu finden wo die Futterfische stehen bzw. die Punks ihre Runden drehten. Oftmals sah man hier auch bereits, ob eine Barschtrupp gerade am Jagen war oder nicht – dies ist öfters nur eine Frage der Zeit und des genauen beobachten. Wer hier seinen Köder gut präsentiert, der hat bereits die halbe Miete.
Einen Köder zu wählen, der dem Beutespektrum zu dieser Jahreszeit ähnelt, ist sicherlich auch nicht verkehrt. Als ich mit dem Belly über die Futterschwärme paddelte, sah man deutlich, dass die Futterfische zwischen 5 und 7cm groß waren. Nicht unüblich zu dieser Jahreszeit 😉
Wer dann noch seinen Köder in unterschiedlichen Wassertiefen präsentiert (einige Barsche und Hechte bissen sowohl in Grundnähe als auch kurz unter der Wasseroberfläche), erhöht seine Fangchancen ungemein.
Und leider, und dass ist auch die bittere Pille die man schlucken muss, erhält man dieses Wissen nur, wenn man über einen längeren Zeitraum und zu gleichen Wetterbedingungen ein Gewässer intensiv befischt.
Für mich war es in jedem Fall eine sehr wertvolle Erkenntnis. Und ich möchte bzw. kann diese Erkenntnis auch nicht grundlegend auf alle Seen die wir befischen übertragen. Den jeder See hat seine Eigenarten und die Fische somit ihren eigenen Biorythmus. Ein anderer See mit mehr Badebetrieb, höheren Angeldruck oder (viel) Schiffverkehr kann sich schon wieder ganz unterschiedlich verhalten. Ebenso habe ich das Beißverhalten der Fische nur zu sommerlichen Temperaturen, also zu einer bestimmten Zeit beobachten können.
Jetzt, wo das Wetter geprägt durch Regen und deutlich niedrigen Temperaturen ist, gilt es wieder ans Wasser zu fahren und seinen Erkenntnisstand zu erweitern.
Und sind wir doch ehrlich, dass Wetter spielt doch bei unserem geliebten Hobby eine untergeordnete Rolle.
Wenn wir die Zeit haben, gehen wir angeln und hoffen immer wieder auf den erhofften (großen) Fang, egal wie der Mond steht, der Luftdruck sich verändert, ob früh am Morgen oder spät am Abend oder bei sommerlichen oder regnerischen Temperaturen…Wir angeln, sei’s drum!!!
Petri Heil!
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