Nachdem ich mit der Angelsaison 2014 abgeschlossen hatte (siehe Leos Saison-Rückblick hier), gab es ein völlig unerwartetes Wiedersehen mit Gevatter Hecht. Ehrlich gesagt hätte ich den Spot für so unerwartet gehalten, dass ich mit allem gerechnet hätte, nur keinem Hecht. Ich war jedenfalls mächtig erstaunt, einen Hecht als Teil des Weihnachtsschmauses auf der Tafel zu erblicken. Und genau dieser Hecht als Weihnachtsessen sorgte dann noch für einen Eklat. Und das kam so:
Weihnachten verbrachte ich dieses Jahr erstmalig bei der Familie meiner Freundin in Polen. Dort isst man an Heiligabend kein Fleisch, sondern Fisch, und zwar in rauen Mengen in verschiedenen Variationen. Zwingend ist der Karpfen, den aber keiner so richtig zu mögen scheint. Trotzdem wird der Karpfen zubereitet, und dann isst halt jeder davon, aus traditionellen Gründen. Karpfen ist also so eine Art Schnaps zum Essen. Hering gab es auch in 4 verschiedenen Variationen und dann gab es eben auch besagten Hecht.
Anders als in Deutschland isst man in unserem östlichen Nachbarland also sehr gerne unsere heimischen Fische. Dies macht aus einer solchen Vielzahl von Gründen Sinn, dass man sich fragt, warum wir in Berlin dies nicht machen. Alle futtern fleißig Wildschwein aus Brandenburg, aber Plötze aus dem Klein-Köriser See scheint nicht bekommen zu sein. Stattdessen fliegen wir irgendwelche Fische aus dem Amazonasbecken ein. Komplett irre, denn der Hecht war wider Erwarten echt lecker.
Von außen sah der Hecht wie gebacken aus und wurde mit einer fetten Girlande aus Mayonnaise oder so verziert. Geschnitten war der Schrecken der Weißfischwelt in Scheiben, und legte man sich eine solche Scheibe auf den Teller, erlebte man eine Überraschung: Der Fisch war nicht warm, sondern kalt. In die Fischhaut eingeschlagen, gab es eine Hechtpastete. Die Anmutung war also normaler gebackener Fisch, aber ohne Gräten. Sehr raffiniert. Ich fragte mich sofort, wie man das hinbekommt. Leider fragte ich dann nicht nur mich selbst, sondern auch die vermeintliche Köchin des Hechts und sorgte damit für einen Eklat:
Meine Frage wurde ausweichend beantwortet, nämlich dass es Hechtpastete sei, aber soweit war ich schon selbst gekommen. Der interessante Punkt war doch, wie man die Hechtpastete so in den Hecht bekommt, dass die äußere Struktur des Fisches erhalten bleibt. Deswegen bohrte ich hartnäckig mehrfach nach. Daraufhin musste die „Köchin“ zugeben, den Hecht bei einem Catering-Service käuflich erworben zu haben. Sofort schwiegen die 19 Personen am Tisch und verdauten in Schrecken die Erkenntnis, das ein Familienmitglied eine Speise für das Weihnachtsessen nicht selbst gemacht hatte. Offenbar ein ganz ganz schlimmer Faux-pas, nach dem konsternierten Schweigen brach ein Sturm der Entrüstung los. Und an allem war ich Schuld. Ich habe mich echt schlecht gefühlt.
Als investigativer Reisejournalist wäre ich eine klassische Fehlbesetzung, denn ich traute mich nicht, die offensichtliche, aber eben auch taktlose Folgefrage zu stellen: „Kann man denn beim Catering-Service das Rezept bekommen?“. Ich bleibe dran, und versuche noch mehr heraus zu bekommen, aber versprechen tue ich nix. Und: Frohe Weihnachten nachträglich!
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